Die Aggression Russlands gegen die Ukraine wird weitgehend einvernehmlich als „Zeitenwende“ in der deutschen Politik gedeutet. Dies gilt offenbar auch bezogen auf die Bewohner der Länder zwischen Berlin und Moskau. Die polnischen Befindlichkeiten oder die Ukraine waren vor dem Angriff Russlands auf die Ukraine in der deutschen Diskussion suspekt oder interessierten kaum. Kamen dort nicht die vielen fehlenden Handwerker und Altenpflegerinnen her? Nun aber ist die bürgerschaftliche Hilfsbereitschaft für die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine enorm. Viele Menschen nehmen Geflüchtete privat auf. Und die Bewunderung für die Ukraine wächst scheinbar mit jedem Tag der Dauer des Krieges.

Erleben wir auch eine Zeitenwende in der Beziehung zu unseren östlichen Nachbarn? Was ist mit der Russophilie, insbesondere der deutschen Linken? Sind „Nation“ und „Nationalismus“ die künftigen Garanten von Freiheit und Emanzipation?

Zu diesen Fragen liest Artur Becker aus seinen Texten und stellt zugleich die These seines neuen Buches „Links. Ende und Anfang einer Utopie“ zur Diskussion, das Anfang Mai im Westend-Verlag in Frankfurt erscheint.

Artur Becker, 1968 geboren als Sohn polnisch-deutscher Eltern in Bartoszyce (Masuren), lebt seit 1985 in Deutschland. Schreibt Romane, Erzählungen, Gedichte und Aufsätze, auch als Übersetzer tätig. Artur Becker ist Mitglied im P.E.N.-Zentrum Deutschland und im Exil-P.E.N.-Club sowie im Verband deutscher Schriftsteller (VS) in ver.di.

Der Literaturkritiker Christoph Schröder schrieb 2019: „Becker ist ein noch immer weit unter Wert gehandelter Autor; es gibt kaum einen, der so vielschichtig und teilweise auch gewagt das deutsch-polnische Verhältnis seit 1945 thematisiert und zugleich in einer so mitreißenden Sprache Anekdoten, Geschichten, Erinnerungen, Gegenwartsbeobachtungen und Geschichtsreflexion zu einem literarisch gelungenen Romanwerk zusammenfügen kann.“